Bewusste Führung – mit Weitsicht unternehmerisch tätig sein

19. Juli 2022

Bewusste Führung – mit Weitsicht unternehmerisch tätig sein

Conscious Capitalism fordert eine bewusste Führung – was das ist und woher die neue Bewegung stammt, erfahren Sie in diesem Blogartikel. Und wenn Sie ganz konkret erfahren möchten, wie bewusste Führung gelebt werden kann, scrollen Sie zum letzten Absatz: Agenturleiter Stefan Grob präsentiert seine Sicht von Leadership, die sich dadurch auszeichnet, die Menschen und ihre Bedürfnisse ins Zentrum zu rücken.

Die Aufgabe eines CEO ist es, unternehmerische Entscheide zu fällen, die das Unternehmen voranbringen und die Shareholder glücklich macht. Der Fokus wird dabei gemeinhin darauf gesetzt, Gewinne zu maximieren. Schafft das die Geschäftsführung, ist der Verwaltungsrat mit den Leistungen des Kaders zufrieden. Was wäre, wenn Unternehmen ihren Horizont erweitern würden und sich an mehr als bloss der Profitabilität messen würden? Conscious Capitalism ruft genau das ins Bewusstsein: Betriebe sind dazu aufgerufen in Betracht ziehen, dass Gesellschaft und Umwelt ebenfalls von unternehmerischen Entscheiden profitieren – ohne die eigenen wirtschaftlichen Interessen vernachlässigen zu müssen. Conscious Capitalism sagt: Wir können beides – Geld verdienen und Gutes für die Gesellschaft tun.

Dieser eigentlich gar nicht so neue Idealismus in Wirtschaftskreisen hat seinen Ursprung in der Management-Maxime Corporate Social Responsibility (CSR): Soziale Anliegen und Umweltschutz werden als Werte verstanden, für die man sich als Organisation stark machen sollte. Conscious Capitalism ist aber wesentlich umfassender und versteht sich eher prozess- als werteorientiert. Zudem durchdringt Conscious Capitalism die gesamte Organisation: Es funktioniert nur, wenn alle mitmachen. 2008 ins Leben gerufen geht diese erweiterte Sichtweise auf den amerikanischen Wissenschaftler Raj Sisodia und den Mitbegründer und CEO von Whole Foods, John Mackey, zurück. Vier Grundpfeiler umfasst Conscious Capitalism: Higher Purpose, Einbindung aller Stakeholder, bewusste Führung und Schaffung einer Verantwortungskultur. Mehr dazu in einem unserer Blogbeiträge vom letzten November.

Leadership mit Herz

Die Person an der Führungsspitze prägt die Kultur eines Unternehmens stark. Herrscht eine Atmosphäre geprägt von Misstrauen und Konkurrenzkampf? Oder fühlen sich die Mitarbeitenden im Team wohl und unterstützen sich gegenseitig? Für heutige komplexe Aufgaben sind wenig hierarchisch organisierte Unternehmen oft im Vorteil – sie setzen auf Kooperation und Selbstorganisation. Bewusste Führung geht gar einen Schritt weiter: Ein Higher Purpose soll die Geschäftsleitung motivieren, jenseits von rein monetären Interessen zu agieren. Gelingt das, wirkt sich das auf die Belegschaft aus, die davon angesteckt, ebenfalls den eigenen Horizont erweitert und zum Beispiel soziales Engagement zu leben beginnt – wie bei Advery und Brüggli Medien, wo in Teams Kaderangestellte mit Lernenden und Mitarbeitenden mit Rente zusammenarbeiten. Ein bunter Mix von Menschen – alle gehören dazu und alle können ihren Beitrag leisten. Wieso funktioniert das? Weil der Higher Purpose von Advery und Brüggli Medien darin besteht, Menschen mit psychischen und körperlichen Schwierigkeiten eine Ausbildung zu ermöglichen und sie im ersten Arbeitsmarkt zu integrieren.

Bewusste Führung setzt neue Akzente und denkt weiter: Wertschätzung der Mitarbeitenden will gelebt werden. Es geht darum, sie nicht einfach als reine Arbeitskraft zu sehen, sondern als Menschen mit Bedürfnissen (und Ressourcen!). Themen jenseits von Arbeitsqualität und Effizienz werden genauso wichtig. Sind die Mitarbeitenden motiviert? Arbeiten sie gerne? Worin sind sie wirklich gut? Was erfüllt sie mit Freude und gibt ihnen Bestätigung? Was lieben sie? Und was kann die Geschäftsleitung dazu beitragen, um das Wohlergehen der Belegschaft zu fördern? Das erstaunliche dabei: Letztlich macht sich das auch ökonomisch bezahlt: Eine geringe Fluktuationsrate ist die Folge, wenn in einer Firma ein guter Geist herrscht. Absenzen und krankheitsbedingte Ausfälle gehen zurück. Und die Produktivität steigt. Es lohnt sich, den Blick über den Tellerrand zu wagen und sich für einen neuen und bewussten Führungsstil zu öffnen. Wie das gehen könnte? Es folgen ein paar Anregungen.

Massnahmen, um bewusste Führung zu fördern

«Inklusion und Partizipation sind für mich zwei wichtige Themen in der Führung», sagt Advery Agenturleiter Stefan Grob und ergänzt: «Ich habe mir Gedanken dazu gemacht, welchen Beitrag ich als Agenturleiter leisten kann, um die Bedürfnisse unserer Lernenden und Mitarbeitenden mehr in den Fokus zu rücken». Ein wichtiges Instrument für die Teamleitenden von Advery ist eine Auslastungstabelle, auf die alle online zugreifen können: Die Mitarbeitenden erfassen darin, wie viel Arbeit sie zu bewältigen haben, bzw. wie ausgelastet sie aktuell sind und wie ihre allgemeine emotionale Stimmung ist. Weder Unterforderung noch Überforderung sei für die Arbeitsmoral gut, sagt Stefan Grob: "Die Auslastungstabelle ist für alle einsehbar und jeder erhält eine Benachrichtigung, wenn sich der Status eines Teammitglieds ändert. Es ist wichtig zu wissen, wenn jemand emotional oder auf Grund von Ressourcenknappheit am Anschlag ist - so kann jeder im Team darauf Rücksicht nehmen und ich als Agenturleiter kann ebenfalls reagieren."

Die Befindlichkeit hat auch in wöchentlichen Stand-up Meetings Platz: Jeweils mittwochs tauschen sich die Teamleitenden über ihre persönliche Befindlichkeit und ihre Highlights oder Downlights aus. Dieses Meeting wurde während der Corona-Zeit eingeführt und danach beibehalten, weil es so gut angekommen ist. «Auch die persönlichen Zielen meiner Mitarbeitenden sind mir wichtig», äussert sich Stefan Grob. Mit dem Führuntstool Objective and Key Results (OKR) bespricht der Agenturleiter in regelmässigen Mitarbeitergesprächen mehrmals pro Quartal den Status der Ziele. Fokus ist wichtig in diesen unsicheren Zeiten: Dieses Jahr haben Lernende und alle Mitarbeitenden von Advery eine Fokus-Karte bekommen: Ein Tool, um eigene Ziele für das neue Jahr schriftlich oder bildlich festzuhalten. Und neben all diesen Massnahmen hatte das Advery-Team die Gelegenheit, einen betriebsinternen Meditationskurs zu besuchen. Das einfachste Mittel überhaupt, um das eigene Bewusstsein zu stärken: Auf den Atem zu fokussieren.

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